Arbeitsunfähigkeit bezeichnet den Zustand eines Arbeitnehmers, in dem er aufgrund von Krankheit oder Unfall zeitweise nicht in der Lage ist, seiner beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Dieser Zustand hat sowohl für den Arbeitnehmer als auch für den Arbeitgeber rechtliche, soziale und wirtschaftliche Konsequenzen. Die Feststellung der Arbeitsunfähigkeit erfolgt in der Regel durch eine ärztliche Bescheinigung, die auch als „Krankenschein“ bekannt ist. In diesem Lexikoneintrag wird der Begriff Arbeitsunfähigkeit umfassend erläutert, einschließlich seiner rechtlichen Grundlagen, der damit verbundenen Pflichten für Arbeitnehmer und Arbeitgeber sowie der sozialen Absicherung.

Rechtliche Grundlagen

Die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Arbeitsunfähigkeit sind in den jeweiligen nationalen Gesetzen und Sozialversicherungsvorschriften verankert. In Deutschland beispielsweise regelt das Sozialgesetzbuch (SGB) die Leistungen bei Krankheit und die Fortzahlung des Gehalts. Arbeitnehmer haben bei einer krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeit und einer entsprechenden ärztlichen Bescheinigung Anspruch auf Entgeltfortzahlung durch den Arbeitgeber für die Dauer von bis zu sechs Wochen. Nach Ablauf dieser Zeit können sie unter bestimmten Voraussetzungen Krankengeld von der gesetzlichen Krankenversicherung erhalten.

Pflichten des Arbeitnehmers

Im Falle einer Arbeitsunfähigkeit ist der Arbeitnehmer verpflichtet, seinen Arbeitgeber unverzüglich zu informieren und eine ärztliche Bescheinigung vorzulegen, falls die Arbeitsunfähigkeit länger als drei Kalendertage andauert. Die Frist für die Vorlage der Bescheinigung kann durch den Arbeitsvertrag oder durch Tarifvertrag verkürzt sein. Die ärztliche Bescheinigung muss die voraussichtliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit enthalten. Bei einer Verlängerung der Arbeitsunfähigkeit ist eine erneute Bescheinigung notwendig.

Pflichten des Arbeitgebers

Der Arbeitgeber ist verpflichtet, dem arbeitsunfähigen Arbeitnehmer für die Dauer von bis zu sechs Wochen das Gehalt fortzuzahlen. Darüber hinaus hat der Arbeitgeber eine Fürsorgepflicht gegenüber dem Arbeitnehmer und muss beispielsweise den Arbeitsplatz so gestalten, dass eine Erkrankung nicht durch die Arbeit verursacht wird. Bei langfristiger Arbeitsunfähigkeit kann der Arbeitgeber unter bestimmten Bedingungen ein betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) initiieren, um den Arbeitnehmer bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess zu unterstützen.

Soziale Absicherung

Die soziale Absicherung bei Arbeitsunfähigkeit zielt darauf ab, den Lebensunterhalt des Betroffenen zu sichern und eine schnelle Genesung und Reintegration in das Berufsleben zu fördern. In vielen Ländern existieren gesetzliche Krankenversicherungen, die Leistungen wie Krankengeld, medizinische Rehabilitation oder Präventionsmaßnahmen anbieten. Die konkreten Leistungen und Voraussetzungen können je nach Versicherungssystem und -träger variieren.

Wirtschaftliche und soziale Auswirkungen

Arbeitsunfähigkeit kann erhebliche wirtschaftliche und soziale Auswirkungen haben. Für Unternehmen entstehen Kosten durch die Entgeltfortzahlung und den Ausfall von Arbeitskräften, was die Produktivität beeinträchtigen kann. Für die betroffenen Arbeitnehmer bedeutet eine längere Arbeitsunfähigkeit neben finanziellen Einbußen auch oft soziale Isolation und psychische Belastungen. Daher ist die Prävention von Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsrisiken sowohl im Interesse der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber.

Arbeitsunfähigkeit stellt eine bedeutende Herausforderung für das Individuum, den Arbeitgeber und die Gesellschaft dar. Der Umgang mit diesem Thema erfordert ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Interessen des Arbeitnehmers an Gesundheit und sozialer Sicherheit und den wirtschaftlichen Bedürfnissen des Arbeitgebers. Effektive Präventionsmaßnahmen, eine angemessene soziale Absicherung und Unterstützung bei der Wiedereingliederung sind entscheidend, um die negativen Auswirkungen von Arbeitsunfähigkeit zu minimieren und eine schnelle Rückkehr ins Berufsleben zu ermöglichen.